Liebe Vera
- Michelle Harnisch
- 8. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Ich habe dir den Brief bereits am Sonntag geschickt. In meinem Kopf war die Deadline daher eingehalten und es brauchte keine weiteren Schritte. Das Hochladen habe ich dabei etwas vergessen, ups. Naja, hier folgt aber nun verspätet mein Wort zum Sonntag.
Ich habe deine Worte letzte Woche sehr gerne gelesen. Es ist schön, wie versöhnlich du mit dem Herbst bist, das gelingt mir nicht jeden Tag gleichgut. Kommt aufs Wetter an. Diese Woche gab es aber zwei dieser Bilderbuch-Herbsttage, an denen man im Pulli in der Sonne sitzen kann und sich der Jahreszeitenwechsel nicht so schlimm anfühlt, die näherrückende Dunkelheit nicht ganz so bedrohlich wirkt. P. und ich verbrachten am Dienstag etwas länger als eine Stunde auf einem Bänkli in der Sonne im botanischen Garten und tranken Kaffee, redeten, sahen den Leuten zu, da war Herbst sehr okay. Als ich heute im Regen von der Bushaltestelle heimlief, weil ich meine Regenjacke zuunterst im Rucksack hatte (ja, bin selberschuld, I know), war es weniger okay. Beim Pumpkin Spice Latte trinken mit dir, wo wir gemeinsam den Oktober eingeläutet haben, freute ich mich sogar auf die kürzeren Tage. Aber der Kaffee war grusig, sage ich ehrlich.
Eigentlich war es mein Plan, dir diese Woche vom Oktoberfest zu erzählen, auf dem ich letztes Wochenende war. Natürlich nicht das richtige. Ein Event vom Turnverein Lausen, wo wir mit einigen Leuten aus dem Handball waren. Schlussendlich gibt es jetzt aber gar nicht so viel zu erzählen. Wichtige Learnings von diesem Abend:
Ein Mass ist mehr Bier als man meint, aber aus grossen Gläsern trinken, liebe ich.
Ein Dirndl steht allen Leuten besser, als man es vielleicht denkt (ich habe das gerockt, sag ich dir).
Zu Schlager auf Bänken tanzen/springen ist absolut unterbewertet.
Leider habe ich meine Trinkfestigkeit extrem überschätzt, habe zu schnell zu viel Bier getrunken und ging bereits um elf Uhr. Den Rest überlasse ich der Vorstellung unserer Leser*innenschaft. Obwohl das nicht so geplant war, war das nun mein grosser Absturz vor meinem alkoholfreien Oktober. Passiert ab und zu.
Mit einkalkuliert in mein Trinkverhalten an diesem Samstagabend waren meine Sonntagspläne von letzter Woche ebenfalls nicht. Papa hat meinen Bruder kurzfristig gefragt, ob er mitkommen wolle ans Freiburg – Hoffenheim Spiel in Freiburg, und weil er nicht konnte (er war am FCB-Match) war ich der Plan B. Eher C oder D vermute ich, meine Stiefbrüder sind, wenn es um Fussball geht, auch noch irgendwo vor mir auf der Liste, aber anscheinend konnte keiner von ihnen. Das war dann mein Glück. Denn obwohl ich noch ziemlich verkatert war, wurde ein Powerade geext, ein fettiges Schinkengipfeli und eine Wurstwegge vom Spar um die Ecke und eine Menge koffeinhaltiger Getränke konsumiert, dann fuhr ich mit Papa nach Freiburg. Der Match war mega, obwohl es am Ende ein Unentschieden war und beide Tore in der ersten halben Stunde fielen. Die Stimmung war sooooooo gut. Als am Anfang wirklich das ganze Stadion (ausser dem Gästesektor natürlich) den SC Freiburg Song mitschrie, musste ich fast weinen. Wenn viele Menschen etwas singen, macht mich das meistens emotional, auch wenn das ein Fussballlied ist, muss ich leider gestehen. «SC Freiburg vor, wir stürmen jedes Tor / Stürmen jedes Tor, SC Freiburg vor!» Ausserdem war es sehr schön, wieder einmal etwas intensiver Zeit nur zu zweit mit meinem Vater zu verbringen. Als ich zuhause war, habe ich aber fast kein Wort zu P. und W. gesagt, die bei uns gerade kochten, und war um halb 9 Uhr schon im Bett.
Entschuldigung an die Leser*innen, die nicht daran interessiert sind, aber diese Woche war etwas Fussball lastig, daher nochmals Matchbericht. Denn ich war am Donnerstag auch noch am FCB – Stuttgart Match mit meinem Bruder und einem Freund von uns. Der dritte Freund in ihrem Saisonkartentrio konnte nicht, daher konnte ich das Ticket übernehmen. Man braucht also gar keine Saisonkarte, wenn man genügend Leute kennt, die eine haben. Da rutscht man regelmässig nach. Jedenfalls war das ein richtig guter Match(Endstand 2:0 FCB), logisch weil ich halt auch mehr Bezug zum Team hatte. Ich kenne die Spieler, war emotional sehr invested und schrie mit, wenn der Schiri komische Sachen pfiff. Wirklich sehr cool. Ausserdem hat Hitz (Goalie) einen Penalty gehalten, und ich bin schon lange nicht mehr so ausgerastet. Das war crazy. Wir haben wirklich sehr viel geschrien, haben uns aneinander festgehalten, uns geschüttelt und sind gemeinsam rumgesprungen. Ich war am Freitagmorgen heiser, kann ich dir sagen. So viel geschrien habe ich schon lange nicht mehr (und ich schreie eigentlich immer).
Ausserdem habe ich trotz meinem hohen Alter von fast 26 Jahren nach dem Match ein neues Lebensgefühl für mich entdeckt: Vera, mit dem Velo vom FCB-Match der Birs entlang heimfahren muss unbedingt auf deine Vorsatzliste fürs 2025! Ich als Listen-Fan bin versucht, das Gefühl, nach einem Heimsieg so nach Hause zu kommen, in die Top 10 oder 20 einzureihen, aber das ist vermutlich übertrieben und nur so, weil ich das gerade eben erst gemacht hab. Sagen wir Top 100. Immer noch hoch! Meine Fussball-Match-Liste von diesem Jahr sieht bereits ziemlich gut aus, merke ich gerade. War jedenfalls das Fussball-intensivste Jahr, das ich bisher hatte. 4x Europameisterinnenschaft, 1x Schweizer Cup, 1x Champions League Quali, 1x Europa League, 1x Bundesliga. Crazy.
Das Wochenende dann war schön, ich habe Zeit mit meinen Leuten verbracht. Sogar mit fast allen, glaube ich. Obwohl ich zu wenig geschlafen habe und nicht alles geschafft habe, was ich mir sonst noch so vorgenommen habe, sind meine Energiereserven also gerade wieder sehr aufgeladen. WG-Hopping mit Bingo, mit einer Freundin zusammen kochen und einen Abend lang reden, Gym mit dir und meinem Bruder, «chrällele» in einer WG-Küche am Sonntagmittag und Familienznacht helfen da schon immer und ich fühle mich der nächsten Woche gerade ziemlich gewachsen. Darüber bin ich froh, denn am Dienstag habe ich meinen ersten Arbeitstag! Ich werde wieder zum Corporate Girly und habe eine Marketing-Stelle bekommen, juhui! Ich bin gespannt. Nun aber noch zu den Kategorien.
Etwas zum Hören: Ich entziehe mich der ganzen Taylor Swift Diskussion, obwohl ich auch viele Meinungen habe, die ich bereits ausführlich mit meinen Fellow Swift Hörerinnen besprochen habe, empfehle aber trotzdem die beiden Lieder «Fate of Ophelia» und «Opalite» von ihrem neuen Album, das am Freitag erschienen ist. Es ist seichter Pop vom Allerfeinsten, und du weisst, wie sehr ich das mag. Ich empfehle die Songs auf voller Lautstärke mit dazu ein bisschen durch die Wohnung hüpfen!
Etwas zum Glotzen: Mein Bruder, meine Mutter und ich haben heute vor dem Famlienznacht «Bullet Train» geschaut. Ich liebe alberne und übertriebene Actionfilme mit schnellem, gewitztem Humor. Passt absolut ins «Kings Men»-Genre hinein und das holt mich halt immer ab. Ausserdem war es sehr schön, wieder einmal einen Film mit der Familie zu schauen. Wir waren schon immer eine ziemliche Fernseh-Familie und Dinge zusammenschauen, ist wirklich Quality Time bei uns.
Etwas zum Essen: Ich bin diese Woche wieder Opfer von einem hippen Café am Spalenberg geworden. Nach der Therapie gönne ich mir immer einen Kaffee oder Matcha, der so viel Zucker hat, dass man ihn offiziell als Spassgetränk bezeichnen darf. Wichtig ist auch ein häufig viel zu langer Name des Getränks, dass es mir immer ein bisschen peinlich ist, es laut auszusprechen beim Bestellen. Am Montag war es ein White Chocolate Matcha. Ich hab mich ein bisschen verliebt.
Etwas zum Lesen: Ich bin immer noch sehr schlecht darin, meine eigene Lektüre mit der Unilektüre zu balancieren. Ich habe aber heute Nachmittag endlich «Book Lovers» von Emily Henry angefangen und bereits 100 Seiten gelesen. Romance-Roman, Literaturbranche, sooooo gute Dialoge – alles was das (oder jedenfalls mein persönliches) Herz begehrt! Und sehr gute Herbstlektüre bei diesem regnerischen Wetter. Nachtrag vom Mittwoch, 8.10.25: Mittlerweile habe ich das Buch fertiggelesen und «Funny Story» (auch von Emily Henry) ebenfalls angehängt. Vielleicht die besten Romance Bücher, die ich bisher gelesen habe, wirklich grosse Empfehlung!
Ausdruck der Woche: Cornichon-Shot
So, das war’s auch schon wieder. Mal schauen, wie uns der Herbst noch so behandelt. Ich hoffe, er geht sanft mit uns um. Heb der Sorg!
Alles Liebe
Michelle




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