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Liebe Michelle

  • Vera Rieger
  • 12. Nov. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Wie geht es dir? Ich muss schimpfen, da du aufhören musst, dir Dinge kaputtzumachen. Nein, es tut mir echt leid, that sucks.


Ich muss dir ehrlich sagen: Ich bin sehr müde. Müde und etwas krank. Eigentlich bin ich schon seit fast einem Monat erkältet, aber ich habe dann einfach immer weitergemacht und dann hat die Krankheit halt auch immer weitergemacht. Und jetzt bin ich erschöpft. Gestern habe ich freigemacht, um mich zu erholen, aber so richtig krank bin ich eben doch nicht, deswegen bin ich heute wieder in die PH gegangen. Ich vermisse die Zeit, wo man einfach ein Foto seines positivenb Coronatests schicken konnte, und dann war alles klar, da musste man sich nicht mehr erklären. (Also ich vermisse diese Zeit nicht wirklich, aber ich weiss nie, wann ich genug «krank» bin, um Zuhause bleiben zu dürfen, da ich nie Fieber habe.)


Grundsätzlich ist ein okayes Erschöpftsein, nicht mega schlimm, aber ich spüre, dass der Rest des Jahres sehr anstrengend wird. 2024 ist gefühlt das längste Jahr meines Lebens, mir geht die Luft für den Endspurt aus. Das ist nicht negativ gemeint, es ist einfach so viel passiert. Es war eine Achterbahn meiner Gefühls- und Lebensumstände. Aber eben, es ist noch nicht Zeit, eine Bilanz zu ziehen, denn wir haben ja noch sieben Wochen. Phuuu. Nun also ein paar Dinge, die passiert sind und sicherlich zu meinem Erschöpftheitszustand beigetragen haben:


  • Letzte Woche hatte ich drei Slamauftittte und an den freien Abenden noch Training. Der erste Auftritt am Montag war schön, da war die Welt noch in Ordnung. Der zweite war am Mittwochabend, ich war erschöpft vom Weltgeschehen, so wie die meisten um mich herum, hab mich aber eigentlich trotzdem auf den Abend gefreut. Ich dachte, es würde ein gemeinsames Abgefuckt-Sein werden. Alle lassen etwas ihren Frust raus, irgendwie ein safe space. Stattdessen sass da aber ein hauptsächlich Ü50 Publikum, es war in Zug, I mean, da muss ich gar nicht mehr so viel über deren Einkommen sagen, der Moderator fragte zu Beginn, wer heute so ein richtig schöner Tag hatte, fünf Leute streckten auf, auch er hatte die US-Wahlen kein einziges Mal angesprochen. Ich denke, dass das zum Auftreten gehört à la: the show must go on. Aber eigentlich ist es genau das, was ich an so sehr kleinen, heimeligen Theater oder Bars mag, an Kleinkunst halt: Dass es möglich ist, das Publikum dort abzuholen, wo es gerade steht, ein gemeinsames Gefühl herzustellen. Das Gegenteil geschah für mich, ich fuhr richtig frustriert und noch mehr abgefucked nach Hause und war um 1 im Bett, knapp 5 Stunden später klingelte der Wecker wieder, da ich zu meinem Praktikum musste. Das lief ganz passabel. Am Freitag hatte ich dann wieder einen sehr schönen Auftritt in Bern bei einer Lesebühne, da wurde es mir wieder bewusst, wie sehr ich die Bühne und das Unterhalten mag. Es ist ein Auf und Ab, aber es kommt gut. Habe auch die ersten Anfragen erhalten, wo ich mich nicht selbst gemeldet habe, das bestärkt mich.

 

  • Am Samstag hatten wir den letzten Rugby Match der Saison, wir haben so richtig hoch verloren, das war nicht schön. Noch weniger schön war es, dass ich bei meinem ersten Takle ziemlich doll auf den Kopf geknallt bin (oder ich habe eine mir auf den Kopf gezogen, eher). Nach dem Spiel hatte ich Kopfschmerzen, diese aber mit Aspirin und Alkohol etwas wegignoriert, da ich dachte, es läge sicherlich an der Erkältung und daran, dass ich zu wenig getrunken hatte. Jetzt spüre ich die Beule drei Tage später immer noch, das macht mir etwas Sorgen.

 

  • An der Herbstmesse habe ich im Pferderennen gewonnen, das ist meine beste Disziplin, jetzt habe ich eine grosse Avokado Zuhause. Bei der Boxmaschine hatte ich nur halb so viele Punkte wie mein Bruder, das war peinlich.

 

Studium läuft, im Dezember habe ich noch einige Abgaben, davor graut es mir, da ich im Dezember auch ziemlich viel arbeite. Ich kann eine grössere Stellvertretung machen, wo ich die Kids auf ein Weihnachtssingen vorbereiten werde. Das wird sicher cool.

Langsam werden meine Finger kalt. Ich sitze auf unserer Dachterrasse mit dem Ziel, noch die letzte Helligkeit einzufangen, aber die war um viertel nach fünf schon weg. Dafür habe freie Sicht auf das Rochareal, wären wir in Amerika, würde ich schwören, dass dort Downtown ist. Und ich sehe die weiss-rot funkelnde Autobahn, das wirkt meditierend.


Ich frage mich, ob es sich lohnt, wieder zu hoffen, dass die Adventszeit doch irgendwie kuschelig-romantisch werden wird, obwohl ich jedes Mal wieder enttäuscht bin, da die Dunkelheit einfach zu mächtig ist und zu tief in meine Seele eingreift. Tant pis, Augen zu und durch. Am liebsten würd ich mich verkriechen und bis Mitte März schlafen.


Hier noch die Kategorien:


Etwas zum Lesen: Momentan bin ich ehrlich etwas faul (dafür hab ich ein ambitioniertes Schreibprojekt), aber auf meinem Schreibtisch liegt: «the light we give» von Michelle Obama, ich glaube, man sollte zuerst Becoming lesen, da es darauf folgt, aber sie schreibt schön und motivierend (und mega viel vom Stricken, du solltest das Lesen)


Etwas zum Hören: Okay, sorry, ich habe wieder etwas einen Klassik Deep Dive, den dich sicher nicht interessieren wird, aber alles GABRIEL FAURÉ. Ich hatte ihn vergessen. Sonst Chapell Ronan.


Etwas zum Glotzen: Omg, den Netflixhit Nobody wants this. In der Nacht darauf hab ich von einem Typen geträumt, der mit mir flirtet und er sah aus wie Adam Brody.  Oups.


Etwas zum Essen: Raclette all the way. Oder alles, was F. kocht <3

 

Wort der Woche: Keuchschleimhusten.

 

Alles Liebe und bis ganz bald.


Vera

 

 
 
 

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