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Liebe Michelle

  • Vera Rieger
  • vor 7 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Ich hoffe, dass du schöne Tage am Festival verbringst, OASG muss schon fätzen. Bevor ich hier glaub eine kleine Sommerpause mache, noch ein paar Worte von mir. Sommerpause ist einfach ein gutes Wort, obwohl es das gar nicht so richtig gibt, aber Sommerpause zu machen fühlt sich einfach verdammt professionell an, oder? Unser (oder besser gesagt: mein) Blogrhythmus in letzter Zeit ist sowieso etwas shaky und vielleicht finde ich dann im Herbst wieder in den Groove. Das wäre cool. Du hast letztes Mal so schöne Kindheitserinnerungen geteilt und ich dachte, ich schliesse mich dem an, da mein Leben gerade wirklich langweiliger nicht sein könnte. Ich bin immer noch viel zuhause, gehe zeitig ins Bett, weil ich müde bin, wache dann nachts wieder auf und erhole mich am nächsten Tag von der Nacht. So weit, so unaufgeregt. Ich vermisse das Alkoholtrinken, nur so nebenbei. Gerade schreibe ich auch viel, aber alles nur, um weniger zu denken, leider nichts Spannendes oder Lustiges oder Lesenswertes. (Ausser ich werde mal voll berühmt, dann ist ja schliesslich alles lesenswert).

 

Deine Fussballsommer klangen filmisch. Da ich letztes Jahr schon meine liebsten Fussballhighlights geteilt habe, (da war der Frankreich-Schweiz Match mit dem Rumgebrülle von Sascha Ruefer auch mit dabei, danach sind wir mit Kleidern in den Brunnen gesprungen) versuche ich mich dem Campingplatzfeeling anzuhängen. Campingplatzferien standen bei uns jedes Jahr auf dem Programm, erst in der Schweiz, dann am Genfersee in Frankreich und dann am Mittelmeer. Campingplätze haben so ein Eigenleben: der Shop, die Events am Abend, das gemeinsame Geschirrwaschen. Ich habe mich immer besonders stark auf die Animateurs und Animatrices fokusiert, die hatten alle so eine gute Zeit zusammen und ein bisschen entstand so was wie eine Highschooldynamik, nach einer Woche war klar, welche die coolen Kids sind.


Nachts musste ich oft aufs Klo und als ich noch etwas jünger war dafür meinen Vater wecken, der mich dann zu den Sanitäranlagen begleitete. Diese nächtlichen Spaziergänge durch all die schlafenden Menschen hatten etwas Mystisches. Es ist auch nie still in der Nacht. Entweder eine Lärche krächzt zu lau oder die Jugendlichen vom Strand schreien herum. Wenn ich das hier so aufzähle, klingt das maximal unchillig. Aber diese Stimmung fand ich meist beruhigend. Im eigenen Zelt auf der grossen Luftmatratze im Schlafsack eingekuschelt. Ich kann mich sogar noch wage an einzelne Träume in diesem grossen holländischen Familienzelt erinnern. Schön wurde es, wenn es so richtig stürmte. Eigentlich hatten wir zu wenig Platz im Innenraum, die meiste Zeit verbrachten wir draussen. Aber bei strömendem Regen im Zelt so ein Güggeli vom Grill essen, dass wir gerade noch am Strassenrand an einem Stand bekommen hatten, das war was! Da fiel dann auch der sonstige Familienferienzoff, der doch auch omnipräsent war, etwas weg. Als ich Teenie wurde, schlief ich am Morgen immer am längsten von allen, irgendwann wurde es dann auch heiss, manchmal unerträglich. Also nahm ich das Mätteli, um vor dem Zelt noch etwas weiter zu dösen, während meine Eltern im Campingplatzlädeli ein Baguette holten und mein Bruder wahrscheinlich schon in irgendeinen Schunken vertieft war.


Leider hatten meine Eltern als ich so 12/13 war ein Händchen dafür, Campingplätze rauszusuchen, auf denen nur Franzosen waren und absolut niemand Deutsch sprach. Dann gab es noch die Holländer:innen, das weisst du ja schon, da begann mein Holländer:innenhass, weil Holländer:innen einfach nicht mit mir chillen wollten, weil ich kein Holländisch (und auch kein Englisch) konnte. Also hatte ich schon sehr oft Fomo, da ich auf gerne mit den anderen Jugendlichen die ganze Nacht rumgehangen wäre. Oftmals fand ich mich dann in einer beobachtenden Rolle des Geschehens wieder. Mit 16 fand ich einmal tatsächlich französische Freundinnen, noch kurz vor meinem Austausch, da musste ich meine Franzkenntnisse schon auf Probe stellen. Vielleicht kommt daher mein Wunsch, so gut Französisch zu sprechen. Das Bedürfnis endlich auch dazuzugehören.


Ich kann mich noch besonders an den Sommer erinnern, in dem Whistle von Flo Rida und Boyfriend von Justin Biber die Sommerhits waren. Das lief auf MTV-Music auf dem kleinen Fernseher vorne bei der «Animation» rauf und runter. Für die Kinderdisco war ich da schon ein wenig zu alt, sonst hätte ich wahrscheinlich eine cringey Choreo zu Whistle aufführen müssen. Ein anderer «Sommerhit» ein paar Jahre später war Let it go, jedoch die französische Version. (Libérée, délivrée)


Abschliessend noch eine letzte Erinnerung: Als ich ungefähr 10 oder 11 war, nahm ich abends mit meinem Vater an einem Bouletournier teil, das war so geil, wir sind sogar weitergekommen, dann durfte ich aber nicht aufbleiben, um den Final zu spielen und das werde ich meiner Mutter nie verzeihen (es war auch voll nicht spät, so 11 oder so) ich bin heute noch wütend. Aber das ist ein anderes Thema. Doch diese Lust, Boule (also Boccia) zu spielen möchte ich gerne diesen Sommer wieder aufleben lassen. Das ist mein Ziel. Ich finde das auch sehr feministisch, da Frauen nie Boule spielen. Frauen-EM, Frauen-Bouleverein, vielleicht werde ich den ersten weiblichen Bouleverein gründen. In 50 Jahren, da mein Kreuzband doch erst wieder heilen und ein paar Jahre brauchbar sein soll.


Sodeli, all das nur um zu sagen , ich gehe auch wieder ein bisschen Zelten in eineinhalb Wochen und darauf freue ich mich sehr.

Auf krasse Festivalstories freue ich mich natürlich auch. Nochmal 18 sein mit Kraftklub hittet sicher hart.

 

Ich lasse heute die Kategorien weg, da ich , obwohl ich alle Zeit der Welt hätte, es grade nicht schaffe, längere Dinge aktiv zu konsumieren.  

 

Alles liebe


Vera


Mein absolut ganzer (und einziger) Stolz diesen Sommer. Hoffentlich gibt es bald auch Tomaten.
Mein absolut ganzer (und einziger) Stolz diesen Sommer. Hoffentlich gibt es bald auch Tomaten.

 
 
 

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