top of page

Liebe Vera

  • Michelle Harnisch
  • vor 3 Tagen
  • 7 Min. Lesezeit

Danke für deine Campingplatzsommerworte (ich liebe, dass man im Deutschen einfach Worte aneinanderreihen kann!!!), die hab ich sehr geschätzt. Sie haben etwas Magisches, diese Sommer und gehen bei mir eben manchmal etwas vergessen. Zelten verbinde ich schnell mit unseren Pfadisommern, die Familienferien vergesse ich dabei oft ein bisschen.

 

Gezeltet hab ich auch am Wochenende. Ich war nach zwei Jahren Festivalpause (1x wegen Prüfungen, 1x wegen L.s Kreuzbandriss) am Open Air St. Gallen, darum schreibe ich über Musik und Konzerte heute. Es gibt gewisse Themen, bei denen ich mich sträube, darüber zu schreiben. Musik ist irgendwie eines davon, habe ich gemerkt. Ich finde es sehr schwer, nicht in Klischees und Plattitüden zu verfallen, die schnell aufgebraucht und banal klingen. Vielleicht geht es mir auch einfach so, weil ich so mit 16 im Gymi sehr viel über Musik geschrieben habe und sich das meiste davon heute seeeehr klischiert und platt liest.

 

Aber Konzerte sind schon eine ganze Weile ein ziemlich integraler Teil unserer Freund*innengruppe. Nicht mehr so stark wie früher, aber ich habe doch sehr viele Erinnerungen an Konzerte mit euch. Ich kann mich noch gut an die Zeit anfangs Gymi erinnern, als wir frisch 16 waren und endlich alleine auf Konzerte gehen konnten. Ich glaube, wir waren alle schon in ganz schön vielen Musiklokalen in der Schweiz (Kofmehl, Kiff, Bierhübeli, Kaserne, X-Tra, Dynamo, etc.). Die Liste ist lang. Und obwohl Musik für mich immer wichtig war und ich immer sehr obsessiv viel Musik gehört habe (Shoutout an meine One Direction Phase an dieser Stelle), war es live doch immer noch einmal anders. Mir wurde das sicher auch sehr weitergegeben. Mama arbeitete eine Zeit lang bei ExLibris, da waren wir sozusagen an der Quelle. Damals, als man noch CDs kaufte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mein erstes Green Day Album (21st Century Breakdown) oder die Justin Bieber CD (My World) gekauft habe. Ein paar Sachen in meiner Sammlung übernahm und übernehme ich immer noch von Mama (Fall Out Boy, Bligg, Glee (lol)), einige von Tumblr oder der Schule (Taylor Swift, One Direction, 5 Seconds of Summer, Lo & Leduc, Nemo), andere von Papa (Polo Hofer, Patent Ochsner, Peter Reber), den älteren, coolen Leuten aus der Pfadi (Arctic Monkeys, Alt-J, AnnenMayKantereit), von meinem Bruder (Big Time Rush, Jule X, LCOne + Mimiks). Ganz viele andere, die ich nicht alle aufzählen kann. Aber auch Konzerte waren irgendwie oft wichtig. Ich meine, auf meinen ersten beiden Festivals war ich mit Mama. Wie witzig ist das denn? Und auch meine eine Sek-Beziehung (du weisch), war sehr geprägt von Musik und das war ein wichtiger Bonding-Teil. L. und ich gaben einander in der Schule USB-Sticks mit unserer gesamten iTunes Mediathek (L.s hatte 30GB), damit wir unsere iPods füllen konnten. Wir schenkten uns Mixtapes und gebrannte CDs. Wir alle haben Playlists für andere Leute unserer Freund*innengruppe in unseren Spotify-Profilen. Natürlich dreht sich nicht alles um Musik, aber sie ist doch immer ganz schön wichtig. Jeder Sommer, alle Ferien, Partys, Streits, Dramen, alle Lager haben für mich einen ganz eigenen Soundtrack, wurden begleitet von einem bestimmten Song, den wir rauf und runter gehört haben. Dieses Wochenende habe ich wieder gemerkt, dass mir diese Dinge, viele dieser Lieder doch immer noch ganz schön wichtig sind, auch wenn wir das alles nicht mehr ganz so intensiv teilen wie noch vor ein paar Jahren.

 

Obwohl meine allgemeine Konzert-Liste sehr lang ist, hat vor allem Kraftklub doch immer noch einen sehr speziellen Platz in meinem Herzen. Ich möchte aber auch sagen, dass das hier kein Flex sein soll, wie lange ich sie schon kenne und wie lange ich schon Fan bin. Ich finde dieses «ich bin schon länger Fan»-Getue nämlich immer sehr unsympathisch. Trotzdem möchte ich auflisten, wie oft ich sie schon live gesehen habe, weil mir all diese Konzerte doch ganz schön viel bedeutet haben, auch wenn sie alle ein wenig zu einer Masse verschmelzen in meinem Kopf. Hier also meine Kraftklub-Konzert Liste. Ich merke gerade, dass auf allen ausser einem L. dabei war. Ausserdem war ich eigentlich mit den meisten wichtigen Menschen einmal bei einem Kraftklub-Konzert, krass.


1. September 2012 – Rock am See (Konstanz, Deutschland)

Das war (abgesehen von diesen Migros Kinderkonzerten mit Andrew Bond und Co.) mein erstes richtiges Konzert. Mama hat mir das eintägige Festival auf den 12. Geburtstag geschenkt, weil Green Day Headliner waren. Die waren damals meine absolute Lieblingsband und wir übernachteten sogar in einem Hotel in Konstanz. Bis heute bleibt das wohl einer der tollsten Tage. Natürlich war Green Day das Tageshighlight, aber Kraftklub holte sich den zweiten Platz. Sie sprangen ein (ich glaube für die Beatsteaks) und so hab ich sie kennengelernt. «ScheissindieDisko» hat mich absolut abgeholt. In diesem Jahr (Januar) ist auch ihr erstes Album erschienen und ich fand sie so gut live, dass ich eine Woche nach dem Konzert mit meinem Sackgeld eben dieses Album gekauft hab. Der Beginn einer Ära sozusagen.

 

22. Oktober 2017, Keine Nacht für Niemand Tour – Z7 (Pratteln, Schweiz)

Da beginnt der Peak meiner Obsession. Natürlich nicht nur meiner, in unserer Gruppe waren wir eine Zeit lang alle ganz schön invested. Man sieht: 3 Konzerte innerhalb von 7 Monaten. In Pratteln war ich mit beiden L.s und J. 1'500 Leute haben im Z7 Platz, ich hab nachgeschaut. Krass also, dass ich tatsächlich noch eine Clubshow gesehen habe von ihnen. Wir haben J. sofort verloren und L., L. und ich vibten dann. Moshpits, etc. wie es halt so üblich ist. Wir waren damals erst 17 (fast 18) und L.s Mutter hat uns nach dem Konzert abgeholt und nach Hause gefahren.


31. März 2018, Keine Nacht für Niemand Tour – Sick-Arena (Freiburg, Deutschland)

Hier ist er, besagter Peak der Kraftklub-Ära. L. konnte schon Auto fahren und wir cruisten nach Freiburg für das Konzert. Zusammen mit L. (der anderen), E. und dir. Fairerweise nicht nur wegen Kraftklub, denn Faber war die Vorband. Während des gesamten Faber-Sets starrte ich auf den Rücken eines 1.95m Dudes, der mich nicht vor sich lassen wollte. E. und du habt Faber während des Konzerts im Mosphit gesehen und ich war sau eifersüchtig. Kraftklub sah ich aber während fast der ganzen Show. Als sie crowdsurften hab ich Felix’ Schuh berührt und Steffens Bein. Krass.


22. Juni 2018 – Southside Festival (Neuhausen Obeck, Deutschland)

Das legendäre 2018 Southside. Ich gehe nicht allzu doll darauf ein, aber da war unsere Freund*innengruppe immer noch sehr eng. Wir sahen uns jeden Tag, telefonierten abends trotzdem oder trafen uns ein zweites Mal nach der Schule. L., L. und ich haben E. und dich während des Konzerts verloren und dann nach 20 Minuten in einem Mosphit wiedergefunden. Ich habe mir ausserdem ein T-Shirt am Merchstand gekauft und ein Dude hat neben uns in der Menge eine Pyro gezündet.


10. Dezember 2022, KARGO Tour – Halle 622 (Zürich, Schweiz)

Hier war ich mit beiden L. und einer dritten L. die mit unserer L. studierte (vielleicht funktionieren die Initialen nicht immer, merke ich gerade). Es war L.s Geburtstag. Wir standen ohne Jacke an, weil wir sie am Bahnhof im Schliessfach deponierten, um die Garderoben-Schlange zu umgehen. Wir standen also in T-Shirts vor der Halle, warteten eine halbe Stunde und es begann zu schneien. Was für ein Committment. Ich habe nach drei Liedern alle meine Leute verloren und erst beim zweitletzten Lied im Mosphit wiedergefunden. Erkennst du ein Muster? Obwohl ich die meiste Zeit alleine war, war es sehr schön.


27. Juni 2025 – Open Air St. Gallen (St. Gallen, Schweiz)

Ich musste fast weinen, als sie auf die Bühne gekommen sind, sag ich dir. Ich wusste ja, dass sie mich immer noch berühren, aber es war doch etwas krasser, als ich dachte. Wir waren die Hälfte des Konzerts ganz vorne (ich hab ein High-Five von Max bekommen und hab Felix’ Schuh berührt, als er crowdsurfte, wow), dann wurde es uns aber zu eng und wir gingen etwas nach hinten. Immer noch ziemlich weit vorne aber etwas mehr Platz zum Tanzen und Springen. L. und B. waren die ganze Zeit bei mir und B. nahm mich am Ende auf die Schultern. Mit der besten Freundin und dem Bruder bei Kraftklub fühlte sich wirklich wunderschön an, so kitschig es klingt. Ein bisschen weinen musste ich dann doch noch bei «Ein Song reicht». Die Musik bleibt nach einer Trennung eben doch noch ganz schön lange.

 

So, klingt doch alles etwas platt und kitschig, aber ich belasse es dabei. Vielleicht magst du ja nach deiner Sommerpause etwas über Musik schreiben. Du mit Bachelor in klassischem Gesang hast da nämlich bestimmt noch einmal einen ganz anderen Bezug dazu, den ich sehr spannend finde. Ich weiss noch nicht genau, ob ich mich der Pause anschliesse oder nicht. Gerade finde ich die Briefe nämlich wieder eine gute Schreibübung und die Worte flowen sehr gut. Mal schaun. Hier noch meine Kategorien:

 

Etwas zum Hören: Ich würde gerne einen Kraftklub-Song nehmen, aber ich habe schon genug über sie geschrieben. Daher unser Lied, das mind. 1x pro Stunde auf dem Festivalcamping lief: «Bella Napoli» von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys. Vielleicht der diesjährige Sommersong für mich, we’ll see. Schlager fätzt ebbe mengisch scho. Am besten ganz laut aufdrehen und mitschreien. Hört sich auch sehr gut im Auto auf voller Lautstärke, vertrau mir.

 

Etwas zum Glotzen: Ich hab nichts Spezifisches. Aber die EM beginnt am Mittwoch (2. Juli), darum einfach Fussball-EM. Ich freue mich auf die Public Viewings.

 

Etwas zum Trinken: Ich sag’s nicht gern, aber ich habe mich mit Red Bull angefreundet. Vor allem mit den pinken. Es gibt zwei pinke: 1x sugarfree, das schmeckt nach Waldbeeren, 1x mit Zucker, das schmeckt nach Pfirsich. Das mit Zucker ist leider besser, darum empfehle ich eher dieses. Ausserdem ist eines der Sugarfrees in meinem Rucksack aufgegangen, als ich aufs Festival fuhr. Ich habe eine pinke Pfütze im Tram hinterlassen. Donnerstagmorgen um Viertel nach Sieben, das Tram war voller Pendler. Sorry BVB an dere Stell!

 

Etwas zum Lesen: Ich weiss, du liest gerade nicht so viel (voll okay, finde ich übrigens), aber ich bin nach Semesterende wieder etwas im Flow. Gerade lese ich «Unsuitable for Females. The Rise of the Lionesses and Women’s Football in England» von Carrie Dunn.  Ein Sachbuch über den Frauenfussball in England. Freu dich also auf meine Funfacts in nächster Zeit. Sehr spannend und sehr EM einstimmend.

 

Wort der Woche: SchüGa

 

Ich freue mich auf unseren Basel-Sommer, Vera, ich hoffe, auch du kannst dich ein bisschen freuen. Immerhin ist L. zurück aus Palermo und wir sind alle arbeitslos/haben Ferien diesen Juli. Wird geil!

 

Han di gern und alles Liebe

Michelle



 
 
 

Comentários


bottom of page