Liebe Michelle
- Vera Rieger
- 15. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Heute ist Semesterstart! Während mich das gar nicht so sehr betrifft, da ich nur an einem Tag Kurse belege und auch nicht besonders viele, weiss ich, dass du sehr ready bist und alles rausgeputzt und ausgestaubt hast für diesen kleinen Neustart Ende Sommer. Ich habe mich beim Gedanken ertappt, dass Studieren in sehr kleinem Pensum ziemlich teuer ist, aber geht ja allen gleich.
Besonders markant dafür, wie schnell die Zeit vergeht, ist der Umstand, dass mein Bruder heute die Uni beginnt!! Irgendwie verrückt, aber irgendwie auch nicht, da ich das Gefühl habe, er sei schon so lange erwachsen. Meinerseits freue ich mich aber trotzdem auf die Kurse. Die Arbeit in der Schule macht mir momentan ziemlich Mühe, ich finde es superschwer, mich bzw. den Unterricht sinnvoll zu strukturieren. Wieder selbst Schülerin zu sein, wird eine willkommene Abwechslung. Vielleicht kann ich auch ein kleines bisschen das Gefühl von Kompetenz wieder in mir hochleben lassen. Wir werden sehen.
Ich habe überlegt, worüber ich schreiben soll, ohne mich zu wiederholen. Was in den letzten zwei Wochen Erwähnenswertes passiert ist (nicht so viel). Deswegen will ich mit einer lustigen Anekdote starten. Vor einer Woche bin ich mit F. am Abend von Zürich nach Basel gefahren. Gegenüber sass eine junge Frau mit einem etwas grösseren Wanderrucksack. Ich habe sie angestarrt, weil ich grundsätzlich alle Menschen immer anstarre und dann überlege, wo die wohl ihr Tampon-Necessaire versorgt haben oder sonst etwas Dummes. Ganz normale Situation also. Ich glaube, sie hat nicht gemerkt, dass ich sie angestarrt habe. Zwei Tage später kreuze ich auf dem Weg in die Garderobe im Physiogym eben diese Frau. Etwas perplex drehte ich meinen Kopf nach ihr um und merkte, dass es sie war, ich glaub wir lächelten uns kurz an. Dann am nächsten Tag fuhr ich mit dem Velo vom Training nach Hause. Dabei musste ich hinter dem Bahnhof die eine Fussgängerampel überqueren. Und wer steht da auf der anderen Seite des Zebrastreifens, im nirgendwo an der vielbefahrenen Hauptstrasse? Die Frau vom Zug. Sie hatte es schneller gerafft als ich und erinnerte mich daran, dass wir uns schon im Zug und in der Physio angetroffen hatten. Wir lachten beide, ich fuhr davon. Hier also der Aufruf: falls jemand eine Frau kennt, die letzte Woche am Samstag um 9:00 von Zürich nach Basel fuhr, am Montag in der Crossklinik Physiotherapie hatte und am Dienstagabend um 9:00 beim Peter Merian spazieren ging: Bitte richtet einen Gruss von mir aus. Wär’ doch ein schöner Anfang einer Geschichte.
Auf deine Initiative hin habe ich mir auch meine Jahresziele angeschaut, wusste aber ebenso, dass es nicht wirklich rosig aussieht. Doch ich tue es dir jetzt gleich und versuche zu ordnen, schaue, was verworfen wird oder sicherlich nicht so passiert ist und was ich schon geschafft habe bzw. noch schaffen könnte.
Geschafft:
Weniger auf Insta rumhängen, es aber etwas bewusster als Marketing- und Contenttool benutzen. Mich nicht schämen. (Der erste Punk bestimmt nicht, aber ich bin einmal viral gegangen, also der zweite wahrscheinlich schon.)
An den Poetryslamschweizer:innenschaften in Basel teilnehmen und dort in den Final kommen.
Den Geburtstag feiern.
Blumen vom Blumenfeld holen. (Dreimal zählt als oft.)
Ein neues Sofa und Stühle anschaffen.
Stand up versuchen (erst so halb, war nicht so gut.)
Auf einer Vernissage lesen.
Langlaufen.
Ferien mit F. verbringen.
Einen Slam in Deutschland haben. (Lörrach, du weisch!)
Eine Nacht durchtanzen oder einfach bis zum Morgenrot wach sein. Das klingt wie das Ziel einer 11-Jährigen. (Eine Nacht im ICE muss auch zählen.)
Verworfen bzw. nicht geschafft:
An den Poetryslam Schweizer:innenmeisterschaften teilnehmen und dort in den Final kommen.
Den geilsten Geburtstag ever feiern.
Viel Zeit am Mittelmehr verbringen.
Ein Semester im Ausland studieren.
Mit euch wunderbare Ferien in Ligurien verbringen.
Mit einer Klasse ein Theaterprojekt(chen) durchführen.
Halluzinogene Drogen nehmen. (Das ist so random.)
Viele tries scorren und ich unserem Team Ende Saison zur Newcomerin des Jahres gewählt werden. (Kreuzband hallo)
Keine einzige SBB- Busse bezahlen.
Noch offen:
Weniger auf Insta rumhängen, es aber etwas bewusster als Marketing- und Contenttool benutzen. Mich nicht schämen.
Stand up versuchen. (an einem richtigen open mic.)
Mir im Deutschen eine Maniküre machen lassen. (naaaills)
Einen Pulli stricken. (Bin schon dran.)
Gute Dinge kochen.
Ein deutsches, ein französisches, ein italienisches und ein englisches Hörbuch hören.
Weiterhin regelmässig meine Eisentabletten nehmen.
Ein Buch fertigschreiben. (zu optimistisch)
Ich merke, dass ich doch schon einiges verworfen habe und gar nicht mehr so viel offen ist, auf diese wenigen Punkte kann ich mich jetzt aber umso mehr fokussieren. Ich sollte mal mit den Hörbüchern beginnen.
Sodeli, es ist schon spät, ich habe mich mal wieder in den Untiefen meines Computers (nicht mal des Internets) verloren. Das gibt es manchmal. Bitte verzeih mir, dass ich diese Woche die Kategorien auslasse, ich bin gerade echt zu uninspiriert, um Tipps zu geben, gelesen habe ich nicht viel und geglotzt ausser heute 3 Stunden Love is Blind France auch nicht wirklich.
Wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, dass ich in den letzten 2 Wochen sehr viele Leute gesehen habe, oftmals Bekannte, die ich davor schon lange nicht mehr gesehen hatte. Zufällig in der Stadt am JKF, an einem Geburtstag, an einem cuten Chrälleli-Event, bei einem Fest eines besetzen Hauses oder nach einem Slam. Vielleicht bringt dies der Endsommer so mit sich. Das Leben ist wieder da. Leute, die am PHD sind, sich verloben und nach Sizilien ziehen, Hotels in der Karibik führen, in Portugal surfen gehen, ihre Sommer in Sprachschulen verbrachten, WG ‘s gründen, anfangen zu arbeiten, studieren, daten, sich verlieben u.s.w.Du bist meist unbeeindruckt von beeindruckenden oder unkonventionellen Lebensentwürfen, auf mich üben sie schon eine gewisse Faszination aus.
Ich habe wirklich viele Leute gesehen. Da ich oft nicht sehe, was ich so tue, nehme ich das jetzt als Erkenntnis des Tages, verabschiede mich und versuche zu schlafen. (Habe heute noch erfahren, dass das Schlafmedi (Quetiapin), welches ich nie nehme, aber verschrieben bekommen habe, en masse im Spital eingesetzt wird bei allen und es ein runnig gag ist beim Personal, lol.) Bald wird mal wieder gegönnt.
Alles Liebe und bis bald bei mir oder dir zum Kaffee.
Vera

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