top of page

Liebe Vera

  • Michelle Harnisch
  • 8. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Gerade sitze ich in einer Vorlesung und versuche, gleichzeitig das Wichtigste daraus zu absorbieren/aufzuschreiben und dir diesen Brief zu schreiben. Wir werden sehen, wie das rauskommt. In der Vorlesung geht es um Erstspracherwerb, also darum, wie Kinder Sprache lernen. Alles sehr linguistisch und sehr theoretisch, aber auch alles sehr spannend. Und viele Videos mit anschliessender Analyse von herzigen Kindern, die gerade das Sprechen lernen.

 

Dieses Wochenende haben wir zwar zusammen verbracht, aber ich möchte trotzdem kurz davon schreiben. Wir sind mit unserer «alten» Pfadi-/Gymifreund*innengruppe nach Freiburg gefahren. Eigentlich haben wir dort gar nicht so viel gemacht, aber vielleicht war gerade das auch das Schöne. S. hat mich am Sonntagabend gefragt, was wir denn gemacht hätten, und ich konnte gar nicht so viel erzählen. Wir waren in einem Biergarten, in Cafés, im Restaurant, in unserer Wohnung für die Nacht. Wir haben viel konsumiert, nicht so viel von Freiburg gesehen, viel geredet. Ich war etwas betrunken, aber auf die gute Art. Was weniger gut ist, ist, dass ich geraucht habe. Ufff. Und gevapt. Ich muss aufhören damit. Wirklich. Naja, wir versuchen’s weiter, I guess. Jedenfalls war das Wochenende sehr lustig. Am Telefon hat mich S. gefragt, ob es wie früher war. Vermutlich weil ich, glaube ich, doch diesem Gruppengefühl manchmal noch etwas nachrenne (immer wie weniger, denke ich). Und als ich verneinte, verstand er das zuerst als etwas Negatives, was eigentlich lustig ist. Denn ich meinte es überhaupt nicht negativ. Sind wir ehrlich: zum Glück ist es nicht mehr wie früher. Wenn wir alle immer noch wären wie mit sechzehn oder achtzehn, wäre das irgendwie gar nicht mal so cool. Das Schöne ist doch gerade, dass es nicht mehr ist wie früher, aber es eben doch immer noch funktioniert. Die Leute haben sich verändert, die Dynamiken haben sich verschoben, aber wenn wir zu siebt unterwegs sind, fühlt es sich trotzdem richtig und nah und eng an. Auch wenn es vielleicht nicht mehr wie früher ist. Macht das Sinn? Oder wie fühlt sich das für dich an?

 

Das Einzige, was immer noch wie früher ist, ist die Lautstärke. Wir haben schon mit sechzehn konstant geschrien und tun es immer noch. Aber das weisst du ja auch. Ich mag das ehrlich gesagt. Irgendwie iconic, dieses Rumschreien.

 

Ansonsten war die Woche nicht allzu ereignisreich. Ich war in der Uni, habe gearbeitet und war gelangweilt (UB), habe gearbeitet und war gestresst (Restaurant), traf mich mit Mama zum Zmittag, war käffelen und habe generell zu viel Koffein getrunken. Ich bin immer noch (oder vielleicht auch schon) hinterher mit meinen Unisachen, was suboptimal ist. In der vierten Woche bereits das Gefühl zu haben, aufholen zu müssen, ist nicht so geil, aber langsam pendelt sich alles ein. Ausserdem hab ich einen Gutschein für den Wollladen in Liestal in meinem Zimmer gefunden (das übrigens seit drei Wochen aufgeräumt ist – neuer Rekord!) und mir teure Wolle gegönnt. Fokus auf das Positive, u know. Hier noch meine positiven Empfehlungen.

 

Etwas zum Hören: Bin immer noch ein bisschen im Shirin David Film, darum Lieben wir.

 

Etwas zum Glotzen: Ich bin immer noch bei How I Met Your Mother. Bin heute bei der neunten und letzten Staffel angekommen. Obwohl sie viel Hate bekommt, mag ich sie doch. So verschachteltes Erzählen auf diese humorvolle Weise mag ich ganz schön gern.

 

Etwas zum Lesen: Ich habe Werde wie du bist von Hedwig Dohm für ein Seminar gelesen und es war iconic. Es ist ein feministischer Text aus 1894 und er lohnt sich wirklich unglaublich. Die Erzählung folgt Agnes, die in ihren 50ern ihren Mann verliert und sich danach neu findet, weil sie zum ersten Mal selbst über ihr Leben entscheiden kann. Ein riesiges Thema ist, wie den Frauen zu dieser Zeit (heute ja auch immer noch) nicht erlaubt wird, einfach älter zu werden, ohne dass sie irgendwie ihren Wert verlieren. Absoluter Slay der Text.

 

Etwas zum Trinken: Die Café Royal (die billige Nespresso Variante aus der Migros) Caramel Kapseln. Das isch min Shit <3

 

Wort/Ausdruck der Woche: skibidi toilet - Weil wir nicht wussten, was das ist, und uns alt vorgekommen sind, als wir E.s kleinen Bruder per Whatsapp fragten.

 

Wieder ein kürzerer Brief, vielleicht sind einige ja froh drum. Ich freue mich diese Woche auf jede Verschnaufpause, die ich bekomme, denn mein Kalender ist wieder einmal sehr voll. Und natürlich auf die WG-Party am Freitag.

 

Alles Liebe

Michelle

 
 
 

Kommentare


bottom of page